Im Main-Kinzig-Kreis wird der Glasfaserausbau eine neue Dimension erreichen: Es sollen flächendeckend Glasfaseranschlüsse bis in die Gebäude hinein geschaffen werden. Möglich wird dies durch eine Förderung aus dem Bundesprogramm für sogenannte „Graue Flecken“. Der Main-Kinzig-Kreis ist der erste Landkreis in Hessen, der diese Förderung erhält. Das rund 200 Millionen Euro umfassende Projekt wird zunächst vom Bund mit bis zu 100 Millionen Euro und vom Land Hessen mit bis zu 80 Millionen Euro gefördert. Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus hat heute Landrat Thorsten Stolz den Förderbescheid überreicht.
„Der Main-Kinzig-Kreis ist schon immer ein Vorreiter beim Ausbau des schnellen Internets gewesen. Mit der ,Graue Flecken‘-Förderung wird nun aber eine echte Zeitenwende eingeleitet und der Kreis stellt sich einem echten Mammut-Projekt“, betonte die Ministerin. „Der Datenhunger der Gesellschaft wird durch die zunehmende Vernetzung und immer neue und datenintensive Anwendungen weiter rasant wachsen – auch unabhängig von der Pandemie. Perspektivisch kann nur die Glasfasertechnologie diesen stetig steigenden Ansprüchen gerecht werden.“
Internetanschlüsse mit Gigabitgeschwindigkeit
Durch das neue Projekt, das in der Verantwortung der Breitband Main-Kinzig GmbH liegt, sollen bis zu 50.000 Gebäude mit FTTB/H, also mit Anschlüssen bis direkt in die Häuser, versorgt werden. Das umfasst bis zu 75.000 Haushalte. Dafür müssen rund 4.500 Kilometer Glasfaser und rund 2.000 Kilometer Leerrohre verlegt werden. Das Projekt soll bis Ende 2026 abgeschlossen sein. Die Breitband Main-Kinzig GmbH betreibt bisher ein nahezu flächendeckendes FTTC-Netz, also Glasfaser bis zu den Verteilerkästen. Damit können überwiegend nur Bandbreiten bis 50 Mbit/s zur Verfügung gestellt werden, da dafür auf der letzten Meile Kupferleitungen genutzt werden, was zur Dämpfung des Internetsignals durch physikalische Effekte führt. Durch den FTTB/H-Ausbau ist künftig Glasfaser auch auf der letzten Meile möglich, so dass Gigabitgeschwindigkeit erreicht werden kann. Voraussetzung ist, dass die Gebäudeeigentümer einem Anschluss zustimmen.
„Der Main-Kinzig-Kreis nimmt die Anforderungen der digitalen Zukunft ernst und hat frühzeitig die Weichen gestellt, um hier die Nase vorn zu haben. Denn die Anbindung an das schnelle Internet wird immer wichtiger in unserer Gesellschaft. Die Verlegung der Glasfaserkabel bis in die Wohnhäuser hinein wird noch einmal eine spürbare Verbesserung bei den Geschwindigkeiten bringen“, erklärte Landrat Thorsten Stolz. Kreisbeigeordneter und Wirtschaftsdezernent Winfried Ottmann betont: „Das Projekt ist ein einmaliges Angebot an unsere Bürgerinnen und Bürger. Sie erhalten die Glasfaserkabel dank der Förderung kostenlos bis ins Haus verlegt, was nicht nur deutlich schnellere Bandbreiten ermöglicht, sondern auch den Wert der Immobilie steigert.“
Ziel ist bis 2030 flächendeckendes Glasfaser in Hessen
Das Land Hessen hat schon mehrfach Vorhaben zur Breitbandversorgung im Main-Kinzig-Kreis gefördert. Unter anderem zur Anbindung von Schulen und Krankenhäusern oder entlegenen Höfen und Gewerbegebieten, die auch schon vor Neuregelung der Förderung mit Glasfaseranschlüssen versorgt werden konnten. Das Land Hessen hat sich 2018 mit der Gigabitstrategie für Hessen das Ziel gesetzt, bis 2030 flächendeckend Glasfaseranschlüsse zu haben. Für den Gigabitausbau stehen von 2020 bis 2024 rund 270 Millionen Euro zur Verfügung. „Der Main-Kinzig-Kreis trägt mit seinem Engagement stark zur Erreichung dieses Ziels bei. Nur durch lokale Initiativen kommen wir entscheidend voran. Wir als Land Hessen unterstützen dieses unermüdliche Engagement sehr gerne“, sagte Digitalministerin Sinemus.
Den Förderbescheid des Bundes überreichte Tim Brauckmüller, Geschäftsführer der atene KOM GmbH, die Projektträger des Bundes ist: „Im Main-Kinzig-Kreis zeigt sich – wieder einmal – wie Gigabitausbau gelingt, wenn Bund, Land und Kommune zusammenarbeiten. Dank dem Engagement und Weitblick der Verantwortlichen im Kreis bekommen die Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen und Institutionen im Kreis ein leistungsfähiges Glasfasernetz aus kommunaler Hand.“
Zum Hintergrund
Seit Frühjahr 2021 können Kommunen beim Bund einen Antrag auf Förderung des Glasfaserausbaus in so genannten „Grauen Flecken“ stellen. Das sind Gebiete mit einer Internetversorgung von weniger als 100 Mbit/s. Bislang waren nur sogenannte „Weiße Flecken“ förderfähig, also Gebiete, in denen die Versorgung unter 30 Mbit/s lag. Ausgenommen von dieser Aufgreifschwelle waren Anschlüsse für sogenannte sozioökonomische Schwerpunkte wie zum Beispiel für Schulen, Krankenhäuser, kleine und mittlere Unternehmen sowie Gewerbegebiete. Eine Förderung darf generell nur dann vorgenommen werden, wenn durch privatwirtschaftliche Unternehmen kein Ausbau erfolgt. Der Bund trägt in diesen Fällen etwa 50 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben, die Bundesländer etwa 40 Prozent.